Philippinen: Leben nach Dutertes blutigem Drogenkrieg im Armenviertel Payatas

Shownotes

Steffi Seyferth berichtet in dieser Folge über die Menschen im Armenviertel Payatas in Metro-Manila, die vor allem vom Müll leben. Ex-Präsident Duterte hatte den Drogen den Kampf angesagt – doch er bekämpfte nicht die Drogenbosse, sondern ließ Abhängige, Boten und Kleindealer töten. Ihre Familien blieben isoliert zurück – in einem Klima der Angst. Ordensleute haben Hilfsprojekte für sie gegründet. Dort können die Frauen und Kinder bis heute frei und geschützt über das Erlebte sprechen. Sie verdienen dort ihren Lebensunterhalt und ihre Kinder gehen zur Schule oder inzwischen zur Uni..

Die Philippinen sind das Land, auf das missio in seinen Aktionen zum Weltmissionsmonat Oktober in diesem Jahr besonders blickt. missio-Redakteurin Steffi Seyferth spricht in dieser und den nächsten Folgen über die Menschenrechtsverletzungen dort und wie sich die Projektpartnerinnen und Projektpartner des Hilfswerks vor Ort für die Opfer und deren Angehörige engagieren – zum Teil unter Einsatz ihres eigenen Lebens. Fünf von ihnen werden im Monat der Weltmission zu Gast in Bayern und im Bistum Speyer sein.

Wo die Gäste wann sein werden, das findet ihr hier.

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00:00:00: Reisewarnung mit Missio Mönchen unterwegs in Afrika, Asien und Ozeanien.

00:00:09: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge der Reisewarnung.

00:00:16: Bei mir im Studio ist Steffi Seifert. Hallo. Hallo Brigitte.

00:00:20: In dieser und in den nächsten Folgen geht's um die Philippinen.

00:00:24: Denn das ist das Land, um das es im Weltmissionsmonat besonders geht.

00:00:28: Und wer nicht weiß, was dieser Weltmissionsmonat ist, kannst du das erklären, Steffi?

00:00:33: Ja, der Monat der Weltmissions- oder Weltmissionsmonat wird jedes Jahr im Oktober gefeiert.

00:00:39: Missio Mönchen ist ein Teil davon von der größten Solidaritätsaktion der katholischen Kirche weltweit.

00:00:45: Es geht einfach darum, auf gewisse Regionen, Länder, Lebenssituationen von Menschen aufmerksam zu machen

00:00:52: und im besten Fall durch Spenden die Projekte in den Ländern zu unterstützen.

00:00:57: Und Missio Mönchen blickt in diesem Jahr besonders auf die Menschenrechtslage auf den Philippinen.

00:01:02: Und bevor wir weiter reden, hören wir uns doch einfach mal an, was die Philippinen überhaupt für ein Land sind.

00:01:08: Die Philippinen bestehen aus mehr als 7.500 Inseln, auf denen rund 110 Millionen Einwohner leben.

00:01:15: Als die Spanier das Land vor mehr als 500 Jahren eroberten, brachten sie das Christentum mit, dem heute rund 90 Prozent der Bevölkerung angehören.

00:01:23: Ab 1902 wurden die Philippinen mehrere Jahrzehnte von den Vereinigten Staaten kontrolliert.

00:01:28: Erst 1946 erlangte das Land seine Unabhängigkeit.

00:01:32: Die Menschenrechtslage auf den Philippinen ist besorgniserregend.

00:01:36: Armut, Gewalt, Drogen, Kinderprostitution, Einschränkungen der Pressefreiheit und politische Repressionen sind an der Tagesordnung.

00:01:44: Die Kirche hat immer wieder politisch Stellung bezogen und auf Ungerechtigkeit und Armut hingewiesen.

00:01:50: Beispielsweise 1986 beim Sturz von Diktator Ferdinand Markus oder zuletzt gegen den diktatorisch regierenden Präsidenten Rodrigo Duterte.

00:01:59: Ihr schaut im Weltmissions-Monat Oktober auf die Philippinen und da gibt es auch ein Motto und das heißt "Hoffnung lässt nicht zugrunde gehen".

00:02:08: Was heißt das?

00:02:10: Ja, aus dem Römerbrief ein Pferd, aber es passt ganz gut tatsächlich auf die Philippinen, weil wir werden es in den nächsten Folgen hören.

00:02:19: Doch eine schwere Zeit hinter den Menschen liegt.

00:02:23: Ich spreche besonders über die Präsidentschaft von Rodrigo Duterte, Ex-Präsident.

00:02:28: Aber auch insgesamt die Philippinen sind ein Land, die unter massiven Menschenrechtsverletzungen zu leiden haben.

00:02:35: Man kennt sie oft als das Urlaubsparadies, Taucherparadies, aber was gar nicht so sehr im Bewusstsein ist,

00:02:41: ist, dass neben der großen Armut wirklich auch massiv Menschenrechte verletzt werden und das werden wir uns ein bisschen genauer anschauen.

00:02:48: Und normalerweise machen wir ja drei Stichworte. Wollen wir diesmal das Motto einfach als Stichwort gelten lassen?

00:02:54: Können wir so stehen lassen.

00:02:56: Die nächsten Folgen sind übrigens auch noch aus einem anderen Grund, was Besonderes.

00:03:00: Wir waren nämlich beide auf den Philippinen getrennt voreinander.

00:03:04: Du warst im Januar, oder?

00:03:06: Ja, im Januar, genau.

00:03:08: Ich habe dort vor allem im Hinblick auf den Oktober, auf den kommenden Monat der Weltmission recherchiert,

00:03:14: für das Misschenmagazin, natürlich auch für den Podcast hier, damit ich wieder mit der Sparade erzählen muss.

00:03:20: Genau, also wie gesagt, Misschenmagazin kann man auch viele Geschichten nachlesen oder einfach den nächsten Folgen nachhören.

00:03:27: Genau. Und ich war im Februar da und habe fürs Münchner Kirchenradio von dieser Reise berichtet.

00:03:34: Das war eine Delegationsreise auch mit Missio.

00:03:36: Und ich habe da fast alle Gäste kennengelernt, die jetzt hier im Oktober in Bayern unterwegs sein werden.

00:03:42: Das ist ja immer das ganz Besondere an diesen Weltmissionsmonat, dass es Menschen gibt aus diesen Ländern, die ihr besonders in den Blick nehmt.

00:03:49: Und diesmal kommen also Gäste aus den Philippinen hierher und berichten von ihrer Arbeit.

00:03:54: Wir haben sie dort erlebt, wir haben sie Menschen getroffen, denen sie helfen.

00:03:59: Und du hast alle kennengelernt und ich ein paar.

00:04:02: Du hast die meisten kennengelernt.

00:04:04: Ja, fünf Gäste haben wir eingeladen, fünf sehr spannende und mutige Personen,

00:04:09: die alle sich für Menschenrechte einsetzen, teilweise indem sie ihr eigenes Leben riskieren.

00:04:15: Und genau, die werden wir nach und nach kennenlernen.

00:04:18: Und wer mehr dazu erfahren will, wann man, wo, wen treffen kann, der kann gerne auf unsere Website www.missio.com schauen

00:04:25: und gucken, wann man jemanden treffen kann von den Philippinen.

00:04:28: Und weil es so unglaublich viele Geschichten gibt um diese fünf Leute, teilen wir die nämlich auf die nächsten Folgen.

00:04:34: Und fangen an im Großraum Manila.

00:04:38: Damit wir mal ersten Bild davon bekommen, wie die Menschen dort leben, die von den Missio-Projektpartnern unterstützt werden, geht's nach Payatas.

00:04:46: Payatas, richtig, ein Stadtteil von Quezon City.

00:04:50: Quezon City ist wiederum ein Teil von Metro Manila.

00:04:54: Man muss sich vorstellen, Manila selber als Stadt ist über die letzten Jahrzehnte gewachsen,

00:04:59: sodass man eigentlich mehr oder weniger ein Zusammenschmelzen von 15 Städten hat.

00:05:05: Insgesamt über 15 Millionen Menschen, die in diesem Ballungsraum leben.

00:05:10: Und in Payatas ein Stadtteil mit ungefähr 150.000 Einwohnern.

00:05:15: Wie geben wir uns in dieser Folge?

00:05:17: Payatas ist ein Armenviertel geprägt von einer Geschichte rund um den Müll.

00:05:24: Bis vor einigen Jahren tömte sich dort noch die größte offene Mülldeponie des Landes.

00:05:30: Und mit dieser Mülldeponie haben sich sehr, sehr viele informelle Settler niedergelassen.

00:05:35: Man muss sich vorstellen, um diesen riesigen Müllberg herum lebten die Menschen in einfachen Weltblechhütten.

00:05:42: Und so sieht es da immer noch aus. Der Müllberg ist inzwischen geschlossen.

00:05:46: Aber die Lebenssituation, die Armut ist geblieben, kann man sagen.

00:05:49: Die Menschen leben dort in sehr einfachen Verhältnissen.

00:05:52: Zum Teil immer noch vom Müll. Also es wird nach wie vor Müll getrennt, Müll sortiert.

00:05:56: Und damit werden ein paar Pesos verdient, einfach mit recycelter Ware.

00:06:01: Also es gibt keine Mülltrennung wie bei uns oder die meisten Leute trennen einfach nicht.

00:06:04: Und dann gibt es irgendwie Müllsammler, die dann die Plastikflaschen sammeln, die Packartons sammeln.

00:06:09: Also irgendwas aus Alu sammeln oder Skupfer aus Kabeln rausholen bei Elektrogeräten.

00:06:14: Und dann meistens pro Gewicht oder pro Sack, den sie an recycelt Müll abgeben, dann eben ein bisschen Geld verdienen.

00:06:19: Und so, du hast es ja selber gesehen, so gibt es da immer noch die Straßen, die wirklich voll von diesen Junkshops vor diesen Mülltrennenstationen sind,

00:06:26: die teilweise privat und kleine Müllberg gar nicht mehr zu trennen sind.

00:06:31: Also die Menschen leben in und um den und vom Müll, kann man sagen.

00:06:34: Also das war wirklich so, dass ich, ich habe echt noch nie sowas Schockierendes gesehen.

00:06:38: Ich habe wirklich dreimal schlucken müssen auch.

00:06:40: Und wenn ich heute noch dran denke, wie da irgendwie die Familien, also kleine Kinder da in diesen Müllbergen spielen.

00:06:47: Also kaum begleitet und irgendwie dreckig.

00:06:50: Aber was mich wirklich fasziniert hat, war, dass in jedem dieser Junkshops oder überall bei diesen, ja, Behausungen.

00:06:57: Also Junkshops sind Trödelläden, also die verkaufen ja auch selber schon mal was weiter, wenn sie was Gutes finden.

00:07:02: Ab und zu hängt da so ein Bungie vor der Tür oder so.

00:07:05: Aber da hängt überall eine Wäsche, alleine mit total sauberer Wäsche.

00:07:08: Ich fand das total faszinierend. Wie kriegt man eine Szene neben Dreck?

00:07:11: Ja, es ist halt einfach eine andere Lebenssituation dort.

00:07:14: Und jetzt war ich vor zehn Jahren schon mal in Pajatas, wo der Müllberg noch da war.

00:07:20: Und da hat der sich wirklich bis nahtlos an die ersten Hütten, hat sich dieser Müllberg getürmt.

00:07:27: Und eigentlich hat ja erst die Katastrophe im Jahr 2000 dazu geführt, dass man darüber nachgedacht hat, diesen Müllberg eben zu verlagern.

00:07:34: Von der musst du nochmal kurz erzählen.

00:07:36: Das war, im Jahr 2000, da hat es über mehrere Tage heftigen Regen gegeben.

00:07:40: Und man muss sich vorstellen, auf diesen Müllberg haben auch immer wieder Leute, also sind Leute rumgelaufen und Müll gesammelt, bis ganz hoch zur Spitze.

00:07:48: Und durch diesen anhaltenden Regen kam es dann dazu, wie so ein Erdrutsch.

00:07:53: Erdrutsch ist dieser Müllberg in sich zusammengebrochen und hat mehrere hundert Personen unter sich begraben, die zum Teil bis heute gar nicht gefunden wurden.

00:08:01: Und da hat dann die Regierung gesagt, da muss was passieren, es ging dann los, dass die Leute umgesiedelt wurden.

00:08:07: Und letztendlich dieser Müllberg geschlossen wurde mit dem Ergebnis.

00:08:11: Du hast es dann selber mitbekommen, der Müllberg wurde ein paar Kilometer weiter wieder neu eröffnet, sozusagen.

00:08:16: Und dort geht das gleich jetzt wieder los.

00:08:18: Also in Montalbahn, ein paar Kilometer weiter ist jetzt die große Ablade, Deponie und die Leute siedeln dort wieder rings herum.

00:08:24: Also gewandert der Müllberg durchs Land.

00:08:27: Also das war das, wo wir die Familie gesehen haben auf dieser Müllkippe.

00:08:32: Genau, aber dieser Berg sieht jetzt toll aus ungefähr so, der Unterschied wahrscheinlich ungefähr so wie der Olympiaberg nach dem Zweiten Weltkrieg direkt und heute mit hübsch begrünt und also wirklich nahe Erholungsgebiet.

00:08:44: Aber runter rum die Straßen sind nach wie vor ein paar Straßen weiter als die Pfarreien, in der wir waren.

00:08:51: Türmte sich der Müll dann schon wieder irgendwie wirklich Meter hoch.

00:08:54: Es ist für viele Leute natürlich einfach die einfachste oder einzige Möglichkeit,

00:09:00: ein paar Pesos am Tag zu verdienen.

00:09:02: Damit wird keiner reich.

00:09:04: Das geht da wirklich nur ums Überleben.

00:09:06: Und ich habe mir damals gedacht oder viele von uns in der Reisegruppe haben sich gedacht,

00:09:11: ey, wenn man so leben muss, überrascht es nicht, wenn man sich ab und zu mal den Kopf wegballert mit irgendwelchen Drogen, die da ja ziemlich verbreitet sind.

00:09:21: Also man sieht das, man spürt es auch, man bekommt es mit.

00:09:25: Gerade in diesen Vierteln, wo es eben darum geht, auch mal ein Hungergefühl zu stellen,

00:09:30: wo es darum geht, ein Leben irgendwie erträglicher zu machen, gibt es viele Drogen, die im Umlauf sind.

00:09:36: Die Leute versorgen sich aus China oder China, ist so der Hauptimperteur an Shabu, nennen die Leute das.

00:09:43: Das ist ein Koffein oder Paratetamol gestrecktes mit Amphetamin, also auch bekannt als Crystal Meth.

00:09:50: Was aber natürlich um den Verkauf günstig zu machen, auch chemisch verunreinigt ist oder gestrecktes mit Dingen.

00:09:57: Weil es das Pulver was billig zu haben ist, was ein Hunger stellt, was irgendwie auch ein Schmerz stellt.

00:10:02: Genau, ich wollte gerade sagen, wenn du Paratetamol da rein.

00:10:05: Und es ist natürlich, es ist da, es ist ein Drogenproblem.

00:10:09: Und deswegen war es ja auch erst mal so, als der Ex-Präsident Rodrigo Duterte 2016 an die Macht kam

00:10:17: und in seiner Wahlkampagne dem Land versprochen hat, das Drogenproblem im Land zu lösen,

00:10:22: hat er erst mal viele Leute, die ihn unterstützt haben, auch gerade aus diesen Vierteln.

00:10:27: Das klingt ja erstmal super, ne?

00:10:29: Ja, wobei er natürlich schon, das muss man ehrlicherweise sagen, auch selbst im Wahlkampf schon sehr deutliche Worte gefunden hat,

00:10:34: wie er dieses Drogenproblem lösen will.

00:10:36: Also er hat kein Held rausgemacht, dass er seine Strategie, die er davor als Bürgermeister an Davao auch schon angewandt hat,

00:10:42: nämlich die Drogenabhängigen und Drogendealer zu töten, aufs ganze Land ausweiten will.

00:10:48: Trotzdem wurde er dafür gefeiert und wurde ja auch gewählt und er hat seine Versprechen leider Gottes wahrgemacht.

00:10:56: Er hat es immerhin nicht geschafft, alle zu töten, weil ich meine, an dem System hat er ja gar nichts geändert.

00:11:02: Er hat ja nur einige kleine Fische aus dem Verkehr gezogen.

00:11:06: Genau, er hat natürlich nicht das Drogenproblem gelöst, deswegen wurde es auch sehr schnell klar, dass der Krieg gegen die Drogen eigentlich ein Krieg gegen die Armen war,

00:11:16: denn wenn wir nochmal zurück in 2016, Rodrigo Terte, kam an die Macht, hat ziemlich schnell aufgerufen dazu, ich kann ihn mal zitieren,

00:11:26: er hat gesagt bei seiner Amtseinführung, wenn ihr jemanden kennt, der Drogenabhängig ist, dann tötet ihn einfach selbst,

00:11:32: denn seine Eltern würden es sicher nicht übers Herz bringen.

00:11:35: Einer von vielen Zitaten, die wirklich ein Freifahrtschein zum töten waren und es hat sich ein System der Selbstjustiz entwickelt,

00:11:44: der absoluten Brutalität, Polizei-Trupps sind durch die Armenviertel gezogen.

00:11:50: Also doch Polizei, also teilweise waren es Privatmenschen, die losgezogen sind und teilweise Polizei, also es waren ganz mehr politische Systeme.

00:11:58: Polizei-Einheiten, bekannt unter dem Namen "Oppland Toc-Hang", also Polizei-Operation, die von Tür zu Tür geht.

00:12:06: Toc-Hang, Toc für Klopfen und Hangyo für Bitten, also man wusste schon, wenn es klopft, dann kommen die und bitten dich darum,

00:12:14: bitten ist vielleicht das falsche Wort, aber dich zu ergeben und in meisten Fällen war es aber eine Hinrichtung.

00:12:20: Man muss sich das wirklich brutals vorstellen, daraus hat sich dann ein System entwickelt, dadurch, dass er ebentheter Straffeier versprochen hat, der Präsident,

00:12:28: haben sich einfach so private Auftragskiller organisiert, die auch bezahlt wurden für sozusagen Säuberungen.

00:12:37: Und daraus haben sich auch wieder, also wir wurden von Müttern erzählt, die darin einfach ein Job gesehen haben, um ihre Kinder zu ernähren,

00:12:46: die dann nachts los ist auf dem Motorbike und eine Liste bekommen hat oder einen Anruf bekommen, hat mit fünf Namen drauf, die sie in dieser Nacht

00:12:53: hinrichten soll, erschießen soll und die hat das ausgeführt, weil sie dafür gut bezahlt wurde.

00:12:58: Also es hat sich ein System des Schreckens und der Angst, vor allem in diesen Armenviertel verbreitet.

00:13:03: Das ging dann so weit, das bekannt wurde, dass es Listen gab, auf denen man stand, das kann sein, weil irgendjemand einen denunziert hat,

00:13:12: das kann sein, weil die Polizei jemanden schon irgendwie gelistet hatte, als Kleinkriminellen oder Drogenabhängigen.

00:13:19: Ganz oft sind aber auch Unschuldige in die Schusslinie gekommen.

00:13:23: Sehr häufig sind leider auch Jugendliche bei den Opfern dabei gewesen.

00:13:27: Und es hat sich noch ein System entwickelt, was auf Tagalog, also auf der lokalen Sprache "Palituno" heißt,

00:13:33: das ist übersetzt Kopftauschen, das heißt, wenn du erfahren hast, du stehst auf einer sogenannten Todesliste,

00:13:39: konntest du jemand anders denunzieren und sagen, ich weiß hier von einer oder zwei Leuten,

00:13:43: ich tausche den Namen gegen meinen Namen, wasche mich von der Liste rein.

00:13:47: Das heißt, man ist wahnsinnig, das muss man sich mal vorstellen.

00:13:50: Klar, willst du dich selber retten, aber du musst jemand anderem dafür in den sicheren Tod schicken.

00:13:55: Ja, und du hast ja auch mit Betroffenen vor Ort ein paar Jahre das gesprochen.

00:13:58: Es war ja wirklich eine Stimmung der Angst damals, du konntest ja deinen eigenen Nachbarn nicht mehr trauen.

00:14:03: Es war ja so, dass wenn dein Mann oder dein Sohn oder dein Bruder erschossen wurde,

00:14:09: konntest du dich ja gar nicht in die Nähe des Tatorts trauen, weil du Angst haben musstest,

00:14:12: dass die Täter dort noch sind und dich in Zusammenhang bringen mit diesem vermeintlichen Verbrecher.

00:14:18: Also ganz, ganz schrecklich.

00:14:20: Also wenn du jemanden verloren hattest, warst du selber sozusagen aussetziger,

00:14:23: weil wenn ich jetzt mit dieser Nachbarin rede, deren Mann erschossen wurde,

00:14:27: dann könnte ich auch in den Verdacht kommen und dann könnte ich dran sein.

00:14:30: Genau, hat dazu geführt, dass die Leute, die jemand verloren haben, erst mal alleine darstand.

00:14:34: Keiner von den Nachbarn hat sich zu denen getraut.

00:14:36: Also ganz, ganz furchtbar.

00:14:38: Und in den sechs Jahren, in denen du Täter in der Macht war,

00:14:42: jetzt mittlerweile weiß man, die Opferzahlen sind ja auch über die Jahre dann gestiegen.

00:14:46: Auch dank Initiativen von mutigen Priestern, die geschaut haben,

00:14:52: wer ist denn wirklich Opfer von diesem Antitrogenkrieg und wo sollte es vertuscht werden?

00:14:56: Weiß mal ja heute, dass bis zu 30.000 Menschen wirklich diesen ganz schrecklichen

00:15:01: Antitrogenkrieg zum Opfer gefallen sind und zwar fast ausschließlich alle aus Armenvierteln wie Pajatas.

00:15:07: Genau. Die Regierung spricht von 6.000 und Menschenrechtsorganisationen von 30.000.

00:15:13: Also die aktuelle Regierung hat einkräumt, dass es 6.000 Fälle waren.

00:15:18: Und das System war ja zum Teil also so perfide, wie man sich es kaum vorstellen konnte.

00:15:24: Du hast noch mal was erzählt davon, dass, bevor jemand hingerichtet wurde,

00:15:28: dann schon die Bestattungsunternehmen da quasi Schlange gestanden sind.

00:15:31: Also es ist ganz verrückt, was einem da berichtet wurde jetzt auf meiner letzten Reise auch,

00:15:35: von wirklich allen Betroffenen, die ich gesprochen habe.

00:15:38: Die hatten alle das Gefühl, dass eigentlich schon jeder Bescheid wusste,

00:15:42: wenn so eine Operation anstand von der Polizei, dass die eigentlich schon wussten

00:15:47: oder dass die Polizei schon bestimmte Bestattungsinstitute informiert hat

00:15:51: und gesagt hat, hier wird es in den nächsten Stunden die und die Toten geben.

00:15:54: Da könnt ihr gleich anklopfen. Da gibt es jemanden zu beerdigen.

00:15:57: Und das haben mir die Betroffene auch erzählt.

00:15:59: Das heißt, es war ja wirklich wie so Troups, die das Haus gestürmt haben,

00:16:03: die den Namen gerufen haben von demjenigen, der auf der Liste stand,

00:16:06: der oft und leider oft vor den Kindern, vor flähenden Kindern,

00:16:11: vor flähenden Müttern, vor flähenden Angehörigen,

00:16:14: erschossen wurde und kaum war die Täter weg, hat schon geklopft uns Bestattungsinstitut stand vor der

00:16:19: Tür. Also unvorstellbar, was sich da für ein System entwickelt hat. Da wusste jeder Bescheid.

00:16:25: Und diese Bestattungsunternehmen, wenn ich das richtig verstanden hab, waren auch diejenigen,

00:16:29: die die Totenscheine ausgestellt haben. Und das war ja zum Teil Hane Büchen, was da drauf stand.

00:16:36: Also und auch wieder mit, wenn du die Diagnose haben möchtest, dann zahlst du ein paar Pesus und

00:16:42: wenn du aber die Ware Diagnose haben möchtest, dann zahlst du ein paar Hundert Pesus. Also es ging

00:16:47: schon darum, obwohl sozusagen, dass es Töten ja irgendwie legalisiert wurde vom Präsidenten,

00:16:53: ging es trotzdem darum irgendwie, ich sag mal einen Deckel drauf zu machen. Von daher gab es viele

00:16:58: Opfer, die zwar drei Kugeln im Kopf hatten, aber auf dem Totenschein an Bluthochdruck oder an

00:17:04: Herzinfarkt gestorben sind. Und die Familien, die Angehörigen da gar nicht die Kraft hatten oder

00:17:09: auch nicht den Mut hatten, sich dagegen zu wehren oder wie du sagst, vielleicht auch einfach die

00:17:13: günstigere Variante gewählt haben. Ja, weil diese Beerdigungen ja auch total teuer und total

00:17:19: wichtig sind. Ja. Gesellschaftlich. Und das ist jetzt eben auch erst in den Jahren danach, also es gab

00:17:26: Father Flavi, Willa Noeva, den du auch kennengelerst. Den hab ich nicht, also ich hab mich später bei

00:17:31: Ben-Miss-Jugann kennengelernt, aber nicht vor Ort, ist auch jemand, der als einer der mutigsten Stimmen

00:17:39: gegen Duterte gesprochen hat. Und der hat ja wirklich initiiert, dass das Leichen exhumiert

00:17:44: werden, dass Kräber geöffnet werden, um zu beweisen, dass diese Menschen eben nicht am Blut

00:17:48: Hochtruck oder Herzinfarkt gestorben sind. Und so hat sich ja auch so excessive die Opferzahl erhöht.

00:17:52: Also die Zahl der Dokumentierten Opfer, genau, also die Dokumentierten Opfer, also die Warengründe

00:18:04: einfach kam mehr und mehr ans Licht. Aber ich würde in dem Zusammenhang eben auch gerne nochmal

00:18:09: auf Carol Daria eingehen, eine, die Frau, die kommt, die Frau, die im Oktober kommt und eine, die in

00:18:17: Pajatas wirklich Großartiges geleistet hat. Carol Daria hat, oder ist von Anfang an eigentlich

00:18:23: Teil eines Projektes, dass die Vincentina ins Leben gerufen haben, kurz nachdem klar war,

00:18:30: was Duterte da eigentlich mit seinem Antitrogenkrieg anrichtet. Da mussten die auch schon ziemlich

00:18:36: viel Mut zusammen nehmen, um das mal anzuleiern. Ja, aber man muss ehrlicherweise sagen, auch die

00:18:41: katholische Kirche ist gespalten im Land. Das sind viele Duterte, Anhänger nach wie vor im ganzen

00:18:47: Land unterwegs und auch dazu gehören Pralinele, Priester. Das ist nicht so, dass die katholische

00:18:53: Stimme da eine Stimme hat. Und während dieser schrecklichen Dutertezeit waren es ein paar wenige,

00:18:58: die sich wirklich mutig und offen geäußert haben und eben aber auch viele im Hintergrund die großartiges

00:19:05: und mutiges Verbracht haben wie eben Carol Daria, eine studierte Psychologin, die eben bei diesem

00:19:12: Projekt von den Vincentinern Solidarity with Offence and Widows von Anfang an mit dabei war.

00:19:18: Also Solidarität mit Beisen und Witeln. Genau, also die haben eben gesagt, okay, hier passiert

00:19:25: gerade Schreckliches. In den meisten Fällen wurde eben der Vater erschossen, der oft auch ein

00:19:31: bedeutender Teil zum Lebensunterhalt beigetragen hat. Der Versorger der Familie. Der Versorger der

00:19:37: Familie sozusagen. Und entstanden eben auf einen Schlag viele Frauen mit oft vielen Kindern vor dem

00:19:43: Nichts alleine da und da haben sie gesagt, da müssen wir etwas tun. Und die haben sozusagen dieses

00:19:47: Projekt gekündet in Pajatas, sind wirklich rumgegangen von Haus zu Haus und haben geschaut, wo gibt es

00:19:53: betroffene Familien. Und allein das war schon wirklich gefährlich. Ja, und die Frauen haben

00:19:57: sich ja auch zum Teil gar nicht getraut. Also die haben glaube ich erst mal zu einem Gottesdienst

00:20:01: eingeladen. Also das war ja irgendwie ganz witzig, wie die die so ganz langsam davon überzeugt

00:20:05: haben, dass die sich öffnen, weil die ja total verängstigt waren und da irgendwie ja mit ihrer

00:20:11: Trauer oder mit ihrer Panik, wie kriege ich meine Kinder, seid alleine zu Hause saßen und auch

00:20:15: sich nicht mit den Nachbarn irgendwie austauschen konnten. Und dann klopft da so einen Vater an und

00:20:19: sagt, komm mal zu einem Gottesdienst vorbei. Und dann stellen die fest, das ist nicht nur ein

00:20:24: Gottesdienst, sondern die können mir wirklich helfen. Ja, also ganz spannend, wie das zustande

00:20:29: kam, aber genauso wie du es beschreibst. Eigentlich dann nochmal so dieses, okay, eigentlich

00:20:34: möglichst keinen Kontakt, wer weiß, was die von mir wollen. Aber es hat sich dann eben eine Gruppe

00:20:38: von ungefähr 30 oder über 30 Familien gefunden, die bis heute unterstützt werden durch das Projekt.

00:20:46: In den ersten drei Jahren ging es erst mal ganz klar um Traumatherapie. Also gerade für die Kinder,

00:20:51: es waren fünf, sechs, sieben Jahre Kinder dabei, die wirklich miterleben mussten, wie ihr Vater

00:20:56: von den Augen hingerichtet wurde. Die haben unvorstellbares erlebt, die Carol hat berichtet,

00:21:01: wie die Monate lang gar kein Wort rausgebracht haben. Also es ging wirklich erst mal um Traumatherapie.

00:21:06: Und der nächste Schritt war dann zu überlegen, okay, wie kann man diesen Familien, diesen Müttern

00:21:10: langfristig helfen, dass die es schaffen, ihre Kinder durchzubringen? Da haben sie aber auch ein paar

00:21:16: Anläufe genommen. Also die haben erst mal wirklich den Geld gegeben, um eigene Geschäfte aufzumachen.

00:21:21: Dann kam ja auch noch Corona dazwischen, wo das dann komplett im Lockdown war. Also dagegen war

00:21:27: unser Lockdown halt wirklich Ringelpiez mit anfassen. Also da war wirklich alles abgeschlossen. Und die

00:21:33: haben irgendwie es geschafft, diese Frauen da erstens mal am Leben zu erhalten und denen noch ein

00:21:36: bisschen Hoffnung zu geben und das So-Projekt gegründet. Genau. Eine kleine Schneiderei

00:21:43: mitten in Payatas, wo die Frauen, die betroffenen Frauen einen festen Job haben, ein festes Gehalt

00:21:51: bekommen, ihre Kinder zur Schule schicken können. Ich denke zum Beispiel an Rhoda,

00:21:56: Adam, die hast du auch getroffen, eine sehr eindruckende Frau, die ihren Mann Crisanto

00:22:02: verloren hat. Der wurde am 5. Oktober 2016 erschossen, die auf einmal vor dem Nichtsstand sieben

00:22:10: Kinder zu versorgen hatte. Und die zu mir gesagt hat, dieses Projekt war die Antwort auf ihre Gebete.

00:22:16: Alle ihre Kinder gehen zur Schule, manche studieren sogar, glaube ich schon. Genau, die sind ja sehr

00:22:20: und also die ältesten zwei, glaube ich, studieren jetzt inzwischen. Sie hat noch einen kleinen

00:22:25: Dreijährigen, also kümmern sie jetzt um acht Kinder. Und irgendwo dazwischen sind die alle. Und was ich

00:22:30: total faszinierend fand, wir waren ja damit zehn Leuten in ihrem recht kleinen Haus, sind auch

00:22:36: erst mal da rein und dann so ganz schnell Schuhe ausziehen, weil es ist pieksauber hier. Dann

00:22:41: saßen wir da alle auf diesen berühmten weißen Plastikstühlen so zu zehnt und dann kamen die

00:22:45: Kinder, die gehen ja nicht alle morgens zur Schule, sondern so irgendwie in Schichten und dann kamen

00:22:51: so einen Kind nach dem anderen an und sie hat einfach so unter diesen einzigen Tisch gegriffen,

00:22:55: den es da gab und hat immer genau das passende Rucksäckchen daraus geholt oder das Schulprojekt

00:23:00: oder was auch immer. Ich habe mich gefragt, wie kann man so strukturiert sein? Also die hat mich

00:23:04: so beeindruckt. Also abgesehen von allem, was sie durchgemacht hat, da so zu sitzen, wie sie

00:23:09: da saß, war echt Wahnsinn. Und sie selber, muss man sagen, ist ja ein paar Jahre aufgewachsen. Das

00:23:14: Kind selber Müll gesammelt mit ihren Eltern. Ihre Eltern sind ja auch tragischerweise bei diesem

00:23:19: Kollaps, bei diesem von dem Müllberg ums Leben gekommen. Also sie hat schon sehr viel durchgemacht.

00:23:24: Er wohnt genau neben diesem Denkmal. Genau. Und quasi hinter dem Denkmal ist ja auch direkt

00:23:29: dieser Müllberg. Also sie weiß auch, wie das Leben anders sein kann und umso beeindruckender finde

00:23:35: ich das einfach, was sie jetzt ihren Kindern eben ermöglichen kann. Und da muss man sagen,

00:23:39: ist das Projekt wirklich ein absoluter Hoffnungsschimmer. Auch wenn es natürlich ein kleiner Beitrag

00:23:46: ist, aber solche Projekte sind ja auch im ganzen Land entstanden über die katholische Kirche und da

00:23:51: sieht man wirklich, es verändert was, es bewirkt was für die Menschen. Auf jeden Fall mal für diese

00:23:57: acht, neun Leute, die zu der Familie von der Roda gehören, zu den, ich weiß nicht wie viele

00:24:03: Leuten, die zu den 35 Familien gehören. Es werden ja auch immer noch mehr Familien, weil sich so

00:24:07: langsam welche Trauen zu sprechen auch. Ja. Das ist Wahnsinn, weil es ist ja eigentlich schon fast

00:24:13: zehn Jahre her, dass so dieser, dieser Peak von diesem Antitrogenkrieg war. Aber man spürt eben

00:24:20: immer noch, es ist ja null Aufarbeitung im Land. Es ist ja wirklich, es ist passiert, es ist wie so eine

00:24:25: riesige Welle übers Land gerauscht, hat diese Spuren der Verwüstung von 30.000 Toten hinterlassen

00:24:32: und alles geht jetzt so seinen Weg wie immer. Und eine Aufarbeitung, da brauchen wir gar nicht

00:24:38: darüber reden, ist noch weiter von entfernt. Also wenn es diese Projekte nicht gäbe, was ja nicht

00:24:42: nur ein Job bietet und festes Einkommen, dann auch eine Gemeinschaft, wo man auf Verständnis zu

00:24:46: einer Selbsthilfegruppe zu einem. Selbsthilfegruppe. Bis heute kommt Carol Dager noch, nach paar

00:24:52: Jahrtausend, die sprechen ja auch dem Gesprächsrunden, die tauschen sich aus. Also es ist immer noch

00:24:57: diese psychologische Betreuung mit auch dabei. Das fand ich auch so beeindruckend, als wir da waren.

00:25:02: Da haben ja alle Frauen was erzählt und die Art und Weise, wie sie gesprochen haben, fand ich so,

00:25:07: so spannend. Ich weiß nicht, war das bei dir auch so, dass du mit mehreren so im Kreis gesprochen

00:25:11: hast? Genau, ja. Also die eine hat gesprochen und alle anderen haben zugehört und jede wusste

00:25:17: genau, also na klar, die Geschichten haben sie schon hundertmal gehört, aber die haben nicht irgendwie

00:25:21: weggeguckt, der ist interessiert oder sonst was. Die waren so richtig bei der, die konnten es in

00:25:26: Worte fassen und haben sich gegenseitig unglaublich respektiert und unterstützt irgendwie und konnten

00:25:33: ihre eigenen Geschichten gut erzählen. Ja, das habe ich eben auch, also bei den Frauen zum

00:25:38: einen, aber auch bei den Jugendlichen als sehr beeindruckend. Den habe ich gar nicht so viel gesprochen.

00:25:42: Die ja wirklich über Jahre jetzt quasi betreutern, sich über Jahre treffen und ich habe die wirklich

00:25:47: alle als sehr selbstbewusste Menschen wahrgenommen, die zum Teil jetzt 17, 18 Jahre alt sind, damals

00:25:56: eben 7, 8 waren. Eine war dabei Christina, die da wusste der Vater schon, dass er auf einer so

00:26:03: genannten Todesliste stand und hat sich eigentlich schon versteckt gehabt und sie hatte dann Geburtstag

00:26:07: und er hat ihr Versprochen, er kommt zum Spaghetti, kochen nach Hause und das kam irgendwie durchgesickert

00:26:14: und dann ist das wirklich, haben sie ihn dann da zu Hause erwischt und sie hat sich noch an

00:26:18: seine Beine geklammert und gefläht, dass sie den Vater verschonen sollen. Also es ist wirklich ganz

00:26:23: furchtbar, man kann sich das kaum vorstellen. Die mir wieder Geburtstag feiern können. Ja, es ist auf

00:26:27: jeden Fall ein großes Trauma und ich und das hat mich wirklich tief beeindruckt, diese jungen,

00:26:31: selbstbewussten Menschen da sitzen zu sehen, die voller Überzeugung berichtet haben, was die

00:26:38: später mal machen werden. Ganz viele wollen natürlich in diesen Bereich Rechtsanwalt,

00:26:43: Polizei gehen und zwar auch dem Grund, weil sie das mal besser machen wollen,

00:26:46: als die Polizisten damals. Also die haben alle eine wahnsinnige Gerechtigkeit hin und wollen damit

00:26:51: irgendwas machen. Und das hat mich schon tatsächlich tief beeindruckt. Gerechtigkeit ist ja auch ein

00:26:56: gutes Stichwort. Herr Duterte sitzt in den Haag, ist im, also du warst im Januar, ich im Februar,

00:27:03: im März wurde er verhaftet. Kurz nachdem ihr zurückkam, da kam die Nachricht. Also es war überhaupt

00:27:08: noch nicht abzusehen, als wir da waren. Also es gab diesen Father Flavi, von dem wir kurz vorher

00:27:13: gesprochen haben, der sagte, ja, in diesem Jahr könnte das was werden oder so oder vielleicht

00:27:18: in drei, vier, fünf, sechs Monaten. Und dann, ich meine, das war dann so eine Nachricht, die hörste

00:27:24: dann normalerweise, hörste die mal, aber wenn du dann vorher in dem Land gewesen bist, dann fällt

00:27:28: ihr erst mal die Kindlade runter. Es ist natürlich für die Betroffenen, weil das ist das große Thema,

00:27:32: ja. Also den Duterte vor dem internationalen Schacht-Richt, woher es lag ja ein Haftbefehl vor,

00:27:37: das war der große Wunsch von den Opferfamilien, das ist für sie so ein, so ein, ja, einfach ein Weg,

00:27:43: ein stückweiten Zeichen zur Gerechtigkeit. Man muss ehrlicherweise sagen, die Umstände,

00:27:48: die zur Verhaftung und auch zur Auslieferung geführt haben, war vielleicht nicht unbedingt die

00:27:52: Motivation, dass der amtierende Präsident Markus jetzt von sich aus gesagt hat, sorgt für

00:27:57: Gerechtigkeit, sondern es waren ja auch, ehrlicherweise muss man sagen, Streitigkeit zwischen diesen großen

00:28:02: Familien-Dynastien, Markus und Duterte. Also muss man mal vielleicht ganz kurz erzählen, es gibt

00:28:05: diese zwei Dynastien, die sich quasi immer abwechseln in der Macht. Mehr oder weniger, ja, Markus und

00:28:11: Duterte klaren. Und gerade ist die Tochter vom Duterte auch Vizepräsidentin und hat den Markus

00:28:17: Junior angegriffen und weshalb der Markus dann die Duterte jetzt loswerden möchte und das war

00:28:23: jetzt ein eleganter Schachtzug für ihn. Und es steht vor der Weltgemeinschaft auch noch ganz

00:28:29: positiv da. Genau. Und natürlich muss man sagen, sind so Institutionen wie der Internationalen

00:28:34: Strafgerichtshof ein Instrument, um die Menschenrechtslage auch wieder irgendwie zurecht

00:28:38: zurück zu rücken, wenn die eigene Justiz im Land, wie es bei den Philippinen eben der Fall ist,

00:28:42: nicht in der Lage ist, solche Menschen vor Gericht zu bringen. Und deswegen schauen auch alle oder

00:28:48: wir auch gespannt, wie es weitergeht. Weißt du, wann ist der nächste Verhandlungstag? 23. September

00:28:53: geht es weiter mit der Sichtung der Beweise und anhand dieser Beweise wird der Prozess dann

00:28:58: gemacht und Sichtung der Beweise heißt zum Teil eben auch Unterlagen von einigen Geistlichen von

00:29:05: einigen Ordensleuten, die Beweise gesammelt haben oder die Leute beschützt haben und die jetzt dort

00:29:11: aussagen. Einige Player der katholischen Kirche, würde ich mal sagen, haben da wirklich maßgeblich

00:29:16: dazu beigetragen, dass die Beweise hoffentlich dann auch dazu ausreichen, um ihm ein System

00:29:23: nachzuweisen. Das geht ja immer darum zu sehen, hat er wirklich systematisch gehandelt. Ich meine,

00:29:27: Soterter hat im Vorfeld und auch während seiner Amtszeit immer sehr viel auch selber darüber

00:29:31: gesprochen und angekündigt, dass er eben die alle abschlachten will. Genau, das war ja direkt am

00:29:37: Anfang dieses mit dem Abschlachten. Also er hat das schon sehr deutliche Beute gefunden. Deswegen

00:29:42: wird es mich sehr wundern, wenn ihm dann nicht der Prozess gemacht wird. Also ich rechne damit,

00:29:46: dass der Mann, der ja auch schon über 80 ist, wahrscheinlich nicht mehr so viel Freiheit genießen

00:29:51: wird, aber wir werden sehen, wie es weitergeht. Aber ihr habt ja immer Kontakt zu den Leuten,

00:29:57: auch wenn wir wieder da sind. Hast du was gehört, wie die darauf reagiert haben, dass er verhaftet

00:30:03: worden ist? Ja, die waren natürlich alle super erleichtert, haben sich gefreut. Es war für die

00:30:08: wirklich einen, wie ich vorhin schon gesagt habe, einen Genugtuung. Also wahrscheinlich ist irgendwie

00:30:14: so ein bisschen so. Vorher warst du die Frau von irgendeinem kleinen Kriminellen und jetzt bist du die

00:30:19: Frau von einem Mordopfer. Von einem Mordopfer, ja. Das klingt anders, das fühlt sich auch anders an,

00:30:24: wahrscheinlich. Dass jetzt einfach die Seiten wieder zurechtgerückt werden. Der Henker sitzt vor

00:30:29: Gericht und wir können uns darauf konzentrieren, können auch zugeben, dass hier eine Straftat begangen

00:30:34: wurde. Der Montignore war kurz danach hier, der hatte mir ein paar Fotos gezeigt, auch Facebook,

00:30:39: gerade in der Pfarrei oder aus der Pfarrei, wo wir beide gewesen sind, die haben einen großen

00:30:44: Gottesdienst gefeiert und hatten dann die Fotos von allen Opfern auch auf dem Altar stehen. Man kann

00:30:50: ganz anders damit umgehen. Man kann wirklich sagen, wer ist der Schuldige und wir sind die Opfer und

00:30:56: natürlich war es für alle ein langersehntes Ziel, dass das eintritt und zum Glück muss man sagen,

00:31:02: ist es für die Opfer jetzt auch so gekommen. Und hoffen wir mal, dass er auch ordentlich bestraft wird.

00:31:08: Hoffentlich wirklich, muss ich sagen. Ja, also es ist schon ein einmaliges Verbrechen, was dort

00:31:14: begangen wurde. Okay. E.J. Case heißen die Morde im Fach Jackon. Extrajudicial killings, das heißt

00:31:25: außergerichtlich, das heißt echt nicht rechtmäßig. Nee, recht nicht rechtmäßig, ohne vorhergegangenem

00:31:30: Prozess Verurteilung sein. Es ist im Grunde eine Hinrichtung. Ja, eine der vielen Menschenrechtsverletzungen

00:31:36: auf den Philippinen, wie wir am Anfang schon gesagt haben, wir waren beide auch bei einem

00:31:42: Partner, der für eine Institution oder für eine Organisation arbeitet, die seit 50 Jahren

00:31:48: Menschenrechtsverletzungen dokumentiert, also irgendwann unter Markus Senior angefangen hat.

00:31:54: Über den gibt es auch eine Menge zu erzählen, aber das machen wir beim nächsten Mal. Genau. Wir sagen

00:32:01: tschüss für diesmal. Vielen Dank fürs Zuhören. Bis in zwei Wochen. Steffi Seifert und Brigitte Strauß.

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